Samstag, 28. September 2013

Freitag, 30. August 2013

Unsere heutige Wanderung führt uns über den Böhmischen Kamm. Mit dem Bus fahren wir herunter nach Spindlermühle (Špindlerův Mlýn) und nehmen dort den Sessellift auf den Schüsselberg (Medvědín). In Richtung Nordwesten gelangen wir mit Gelbstrich/Rotstrich über ein Hochmoor (Schweinepfütze/Svinské louže) in kurzer Zeit zum Aussichtspunkt Šmídova vyhlídka. Sein Name erinnert an Ludwig Schmitt (1841-1895), der als Förster bei Johann Graf von Harrach beschäftigt war. Dank des guten Wetters können wir von der Schneegrubenbaude (Schronisko nad Śnieżnymi Kotłami) im Norden bis zum Heuschober (Stoh) im Südosten alles überblicken. Auch die Schneekoppe (cz. Sněžka/p. Śnieżka) zeigt sich uns heute. Wir stoßen schließlich auf die zwischen 1934 bis 1936 gebaute Masaryk-Straße (Masarykova silnice), der wir ein Stück bergauf folgen. Oberhalb des Gletscherkars der Großen Kesselgrube (Velká Kotelni jamá) liegen die Harrachsteine (Harrachovy kameny),
von denen man einen schönen Ausblick auf den Hauptkamm des Riesengebirges hat.
Links die Veilchenspitze (cz. Violík/p. Łabski Szczyt), in der Mitte die ehemalige Schneegrubenbaude (Schronisko nad Śnieżnymi Kotłami). Vorbei an Rübazahls Rosengarten (Růženčina zahrádka), einem Steinkreis am Nordhang der Kesselkoppe (Kotel), über dessen Alter sich die Archäologen bis heute nicht im Klaren sind, laufen wir weiter zu den Hofbauden (Dvoračky).
Links die Hofbaude, deren heutiger Zustand aus dem Jahr 1928 stammt. Rechts die neue Stumpebaude (Štumpovka). Ihre Geschichte kann man der Website der heutigen Eigentümer entnehmen. Danach stand an dieser Stelle ursprünglich ein Wirtschaftsgebäude, das im Jahr 1930 von Herrn Stumpe gekauft wurde. Nach der Nutzung als Touristenherberge während der kommunistischen Herrschaft brannte das Gebäude 1990 aus unbekannten Gründen aus. Die Brandstätte wurde von der tschechischen Nationalparkverwaltung eingeebnet. 1991 erwarb der Onkel der heutigen Eigentümer die Hofbaude, im Jahr darauf auch das Nachbargrundstück mit der Brandstätte. Im Jahr 2000 ging beides an die heutigen Besitzer über. Sie versuchten zuerst, die Hofbaude ganzjährig zu bewirtschaften, was aber schließlich an den zunehmend strengeren Hygienenormen scheiterte. Der Ausweg war die Errichtung eines völlig neuen Gebäudes, das Ende 2008 eröffnet wurde und zu Ehren des damaligen Besitzers den Namen Stumpebaude (Štumpovka) trägt. Hier legen wir unsere Mittagsrast ein. Für mich gibt es heute wieder einmal Heidelbeerknödel. Nachdem wir uns gestärkt haben, gehen wir etwa 300 Meter auf unserem Weg wieder zurück bis wir zur Abzweigung eines mit Grünstrich markierten Weges kommen. Diesem folgen wir und steigen - teils über Serpentinen - durch den unteren Teil der Kesselgruben (Kotelní jámy) ab.
Bei den Oberen Schüsselbauden (Horní Mísečky) erreichen wir die Starkenbachbaude (Jilemnická bouda), wo wir eine Rast einlegen. Mit Rotstrich führt unser Weg weiter bergab nach Friedrichsthal (Bedřichov), einem Ortsteil von Spindlermühle (Špindlerův Mlýn). Ein Taxi, das auch nicht viel teurer als der Bus ist, bringt uns zu unserem Quartier. Damit haben wir heute etwa 17 Kilometer zurückgelegt.

Donnerstag, 19. September 2013

Donnerstag, 29. August 2013

Ein Traumwetter! Offiziell haben wir heute unseren freien Tag, was aber unsere beiden Wandergruppen nicht davon abhält, ihre Touren durchzuführen. Ich dagegen will mein Ziel, die Schneekoppe zu besteigen, in die Tat umsetzen. Um 8:40 Uhr breche ich auf. Den steilen Aufstieg östlich der Spindlerbaude gehe ich langsam an, es macht mir nichts aus, wenn mich dabei andere Wanderer überholen.
Viele sind es um diese frühe Zeit noch nicht. Am Mittagstein (cz. Polední kámen/p. Słonecznik) lege ich eine kurze Rast ein.
Im Licht der noch niedrig stehenden Sonne sind die Inschriften an der "Körber-Bank" besonders gut sichtbar.
"Riesengebirge, deutsches Gebirge" heißt es im Riesengebirgslied. Diese Zeiten sind längst passé. Und doch höre ich bei den vielen Wanderern, die mir auf dem Kammweg begegnen, immer wieder einmal deutsche Worte. Überwiegend sind es Menschen im Rentenalter oder kurz davor. Dagegen wandern sehr viele junge Polen und Tschechen den Kammweg, selbst ganze Familien oder auch jüngere Paare, bisweilen von einem Hund begleitet. Man grüßt sich freundlich auf Tschechisch mit "Dobry den", Polnisch mit "Dzień dobry" oder noch kürzer einfach mit "Dobry". Bald bin ich wieder am Großen Teich (Wielki Staw). Heute leuchtet er in diesem tiefen Blau, das ich aus den Fotos im Internet bereits kenne.
Der Kleine Teich (Mały Staw) glitzert in der schon etwas höher stehenden Sonne.
Die Kleine Teichbaude heißt auf Polnisch "Schronisko Samotnia". "Samotnia" bedeutet soviel wie Abgeschiedenheit oder Einöde. Als Ludwig Richter den Kleinen Teich im Jahr 1839 malte, mochte das noch zutreffen. Heute ist davon nichts mehr zu spüren.
Sowohl die Kleine Teichbaude als auch die etwas höher gelegene Hampelbaude (Schronisko Strzecha Akademicka)
sind willkommene Einkehrmöglichkeiten für den Wanderer, der dort auch übernachten kann. Wie gerne wäre ich vom Kammweg zum Kleinen Teich abgestiegen und ein wenig an seinem Ufer entlangspaziert. Leider habe ich dafür keine Zeit. Auch die Abzweigung zur Wiesenbaude (Luční bouda) bleibt heute ungenutzt. Schon längst ist die Schneekoppe (cz. Sněžka/p. Śnieżka) in Sicht, sie beschleunigt meine Schritte. Schließlich geht es wieder etwas bergab, auf das Schlesierhaus (Schronisko Dom Śląski) zu.
Schon kommen von links ganze Horden von Turnschuhtouristen. Sie sind von Krummhübel (Karpacz) auf der polnischen Seite mit dem Lift zur Kleinen Koppe (Malá Kopa) heraufgeschwebt.
In einer guten Viertelstunde sind sie am Schlesierhaus, ich brauchte dafür drei Stunden.
Vor dem Haus steht ein wahrer Schilderwald.
Es ist bald Mittag, ich schaue kurz hinein, der Gastraum ist fast leer.
Kein Wunder, denn die meisten Besucher wollen auf den Gipfel der Schneekoppe. Von ganz oben, aus einem kleinen Dachgaubenfenster, schaut dem seltsamen Treiben ein Husky zu.
Gerne wüßte ich, was er über die Menschenmassen denkt, die hier vorbeikommen. Aber wahrscheinlicher ist, dass er sich schon auf den kommenden Winter freut, an den er aufgrund seiner aus dem nördlichen Sibirien stammenden Vorfahren bestens angepasst ist. Ich gehe weiter und mir fällt auf, dass der Zickzackweg auf den Gipfel seltsam unbenutzt wirkt. Kein Wunder, er ist gesperrt.
So bleibt mir nichts anderes übrig als den längeren aber dafür weit weniger steilen Jubiläumsweg (Droga Jubileuszowa) auf den Gipfel zu benutzen. Seinen Namen hat er von der Einweihung anlässlich der 25-Jahrfeier des Riesengebirgsvereins im Jahr 1905. Vom Jubiläumsweg aus habe ich einen sehr schönen Blick in den Melzergrund (Dolina Łomniczki). Vor allem dessen oberer Teil (Kocioł Łomniczki) ist sehr eindrucksvoll.
Etwas weiter oben zweigt nach links die Fortsetzung des Kammweges in Richtung Grenzbauden (Pomezní Boudy) ab.
Links des Weges liegt die polnische, rechts die tschechische Seite. Nur noch 6,5 Kilometer sind es bis zu den Grenzbauden, einem Ortsteil von Klein Aupa (Malá Úpa) und dem Ende des Kammweges. Kurz danach packt mich der erste Schreck. Die häßliche Liftstation der vom tschechischen Petzer (Pec pod Sněžkou) hockommenden Seilbahn taucht auf. Sie ist schon seit längerer Zeit nicht in Betrieb, aber es wird daran gearbeitet.
Rechter Hand steht noch so ein häßlicher Klotz mit Aussichtsterrasse. Es ist das tschechische Postamt.
Da gefällt mir das links gelegene Denkmal schon besser.
Endlich bin ich wieder auf der Schneekoppe! Die Schneekoppe, die der Zobten in Paul Kellers "Bergkrach" als "ale Gake" (alte Gans) beschimpft hatte. Mehr als 35 Jahre liegen zwischen meinen beiden Besuchen. Auch damals war es nicht ganz leicht, den Gipfel zu erreichen. Als wir den Massenbetrieb an der Talstation des Lifts in Krummhübel (Karpacz) sahen und uns ausrechnen konnten, dass bis zur Auffahrt noch etwa zwei Stunden vergehen würden, zogen wir es vor, per Pedes aufzusteigen. Einmal auf dem Gipfel, durften meine Mutter und ich die polnisch-tschechische Landesgrenze aber nicht überqueren. Wir hielten uns nur kurz dort auf und wurden sofort von einem Grenzer zurückgewiesen. "Wie schön, dass sich die Zeiten geändert haben", denke ich. Aber nein, die Menschen haben sich geändert. Und das ist das Positive! Von meinem damaligen Besuch erinnere ich mich noch gut an die dem heiligen Laurentius geweihte Gipfelkapelle und gleich daneben die polnische Baude, die wie ein Ufo aussieht.
Auf den Bänken davor genießen die Menschen den wunderbaren Ausblick in den Talkessel von Hirschberg (Jelenia Góra) bei strahlendem Sonnenschein.
Ich gehe wieder ein wenig auf die tschechische Seite zurück, um einen Blick in den Riesengrund (Obří důl) zu werfen. Durch ihn könnte man, sehr gute Kondition vorausgesetzt, von Petzer zur Schneekoppe aufsteigen.
Der Blick von der Schneekoppe in Richtung Westen ist grandios.
Fünf Wege treffen sich am Schlesierhaus. Der erste, auf dem Foto nicht mehr sichtbare, führt vom Riesengrund herauf. Der zweite kommt von der Wiesenbaude, der breite mittlere ist der Kammweg, auf dem ich kam, rechts davon befindet sich der Zugang von der Kleinen Koppe und ganz rechts am unteren Bildrand der Weg aus dem Melzergrund. Ich schaue noch einmal in Richtung Krummhübel und wundere mich ein wenig über den großen Gebäudekomplex. Er beherbergt ein erst vor ein paar Jahren erbautes Luxushotel mit fast 900 Zimmern.
Der Trubel auf dem Gipfel der 1602 Meter hohen Schneekoppe ist schon heftig. Und das an einem Werktag Ende August. Vielleicht sollte ich im November einmal wiederkommen ... Schließlich mache ich mich, zusammen mit vielen anderen, wieder an den Abstieg. Ebensoviele begegnen uns auf ihrem Weg zum Gipfel.
Ein rennender Sportler mit seinem Hund überholt mich, er war mir schon beim Aufstieg begegnet. Ich kann es kaum glauben, aber am Schlesierhaus schaut der Siberian Husky wieder (oder immer noch?) aus seinem Fenster, obwohl inzwischen etwa zweieinhalb Stunden vergangen sind. Es ist jetzt etwa 13:40 Uhr und ich bin auf dem Rückweg. Bald befinde ich mich wieder oberhalb des Kleinen Teiches. Beunruhigend dunkel blickt zu mir herauf.
Am Mittagstein gehe ich jetzt vorbei, denn der Himmel zieht sich hinter mir in Richtung Schneekoppe immer mehr zu.
Der Blick nach Westen wirkt beruhigender.
Knapp oberhalb der Spindlerbaude drehe ich mich noch einmal um.
Es sind nur noch einige hundert Meter, aber zu spät. Zuerst tröpfelt es nur, um schließlich kurz vor der Baude in eine wahre Sturzflut überzugehen. Fünf Minuten lang stelle ich mich unter das Vordach am Eingang. Zum Glück läßt der Regenschauer nach und ich kann weiter laufen. Gegen 16:40 Uhr schließlich bin ich wieder an der Erlebachbaude. 23 Kilometer bei einem Auf- und Abstieg von je etwa 450 Metern habe ich heute zurückgelegt. Es war recht anstrengend, aber dieses Erfolgserlebnis kann mir niemand nehmen.

Mittwoch, 28. August 2013

Mit einem Wetterumschwung muss man im Riesengebirge immer rechnen. Aber der kann natürlich auch besseres Wetter bringen. So war es heute früh bewölkt und etwas trüb, dennoch wurde es bis zum Nachmittag ein sonniger Tag. Kurz nach 9 Uhr fährt unsere Gruppe mit dem Bus hinunter nach Spindlermühle. Vom Ortsteil St. Peter (Svatý Petr) aus bringt uns ein viersitziger Sessellift in etwa 12 Minuten auf das Hochplateau des Planur (Pláň).
Über den mit 1195,8 Meter höchsten Punkt der Ebene, den Přední Planina, wandern wir mit Blaustrich knapp einen Kilometer nach Süden und biegen dort nach links in den grün markierten Weg ab, um kurz danach die Planurbaude (Bouda na Pláni) zu erreichen.
Es heißt, dass sich hier im Jahr 1944 Offiziere der deutschen Wehrmacht unter der Leitung des Grafen von Stauffenberg trafen, um das Attentat auf Hitler vorzubereiten. Ob er hierbei auch die Sprengsätze in Empfang nahm, die am 20. Juli 1944 in der Wolfsschanze bei Rastenburg in Ostpreussen explodierten, ist fraglich, wird aber wiederholt kolportiert. Schließlich kommt die Gruppe der Keilbauden (Klínové boudy) in Sicht.
Im August 2008 wurde bei den Bauden auch eine Informationstafel aufgestellt.
Die Keilbaude (Klínová bouda) brannte 1970 aus, in der Nähe entstand die Neue Keilbaude (Nová Klínovka), auch als Chata Tesla bezeichnet.
Unterhalb der Bauden hat der Keilbach (Klínový potok) ein Kerbtal wie aus dem Lehrbuch geschaffen. Ganz oben jenseits des Keilbachs (links vom Bildrand) liegen die Friesbauden (Friesovy Boudy). Wir steigen bis zur Schutzhütte Klínovka auf, rasten dort einen Augenblick und machen dann einen Abstecher zum nur einen Kilometer entfernten Restaurant "Chalupa na Rozcestí". Ich bin ein wenig durchgefroren und finde deshalb das Innere mit dem brennenden Kaminofen, über dem man feuchte Anoraks zum Trocknen aufhängen kann, sehr anheimelnd.
Die kulinarischen Renner unserer Gruppe sind Heidelbeerknödel
und Palatschinken mit Obst und Schlagsahne. Ich brauche dringend etwas Heißes und gönne mir deswegen eine Kohlsuppe. Mit 45 Kronen (etwa 1,75 Euro) bin ich dabei. Als wir die Hütte wieder verlassen hat die Schneekoppe für kurze Zeit ihre Wolkenhaube abgenommen.
Wir wandern wieder hinunter zur Schutzhütte und schließlich mit Blaustrich an der Ostflanke des Heuschober (Stoh) entlang, mit atemberaubender Aussicht in den Langen Grund (Dlouhý důl), zweifellos der unbestrittene Höhepunkt des heutigen Tages.
Über mehrere Serpentinen geht es weiter abwärts und schließlich kommt St. Peter (Svatý Petr) in Sicht.
Mehrere Bäche kreuzen unseren Weg bis wir schließlich knapp oberhalb der Talstation des Lifts zum Planur herauskommen. Wir kürzen beträchtlich ab und laufen das steile Stück über die Skipiste hinunter. Der Weg von St. Peter bis zur Bushaltestelle in Spindlermühle ist dann nicht mehr der Rede wert. Unser Bus fährt um 15:30 Uhr ab und etwa 20 Minuten später sind wir wieder an unserem Quartier angelangt.

Mittwoch, 11. September 2013

Dienstag, 27. August 2013

Der heutige Tag begann sehr schön, doch seit 8 Uhr treiben Wolkenmassen den Kamm hinab. "Das Riesengebirge ist ein Mittelgebirge mit dem Charakter eines Hochgebirges", sagte Joachim Morgenstern, der Führer unserer Gruppe. Wenn ich sehe, wie schnell sich hier das Wetter ändern kann, glaube ich das gerne. Unsere Gruppe, die kleinere und leistungsfähigere, wird den Kammweg nach Osten gehen. Wir steigen zuerst den kurzen Weg zur Spindlerbaude auf und gehen nach rechts, stetig an Höhe gewinnend.
Wo die Teerstraße oberhalb der Spindlerbaude nach links zur polnischen Baude Schronisko Odrodzenie abzweigt, verlassen wir sie und beginnen unseren langen steilen Aufstieg über einen sehr steinigen Weg. Doch schließlich ist es geschafft und wir können ein wenig verschnaufen. Rechts oberhalb von uns liegt der Gipfel der Kleinen Sturmhaube (cz. Malý Šišák/p. Mały Szyszak), er darf aus Gründen des Naturschutzes nicht mehr betreten werden.
Nach etwa 2,5 km erreichen wir den Mittagstein (cz. Polední kámen/p. Słonecznik).
Das imposante Felsgebilde aus Granit ist schon von weitem sichtbar. Hier steht auch die "Körber-Bank", die im Jahr 1906 zum 25-jährigen Jubiläum der RGV-Ortsgruppe Breslau errichtet wurde.
Eigentlich ein idealer Rastplatz, doch heute ist es sehr windig und so verweilen wir nicht lange. Kurze Zeit später sehen wir tief unter uns den Großen Teich (Wielki Staw), einen Karsee, doch heute präsentiert er sich eher grau und nicht so tiefblau wie bei strahlendem Sonnenschein. Oberhalb des Großen Teiches stand auch die Prinz-Heinrich-Baude, die 1888/89 erbaut wurde. Für ihre Zeit war sie sehr modern ausgestattet. 1946 brannte sie ab, nur ein paar Mauerreste und eine Tafel in polnischer Sprache künden noch von ihr. Nicht lange danach erscheint unten der Kleine Teich (Mały Staw), ein weiterer Karsee, mit der Kleinen Teichbaude (Schronisko Samotnia). Beide Seen tragen auch die poetische Bezeichnung "Augen des Riesengebirges". Doch Rübezahl, der Herr des Riesengebirges, verbirgt den Kleinen Teich heute hinter Nebelschwaden und gestattet uns nur für kurze Zeit einen Blick.
Einen knappen Kilometer weiter zweigt nach rechts ein gelb markierter Weg zur Wiesenbaude (Luční bouda) ab, weiter geradeaus dagegen würden wir in Kürze zur Schneekoppe kommen. Heute können wir sie nicht einmal sehen. Wir laufen deshalb lieber den kurzen Weg zur Wiesenbaude, mitten durch die Weiße Wiese, ein baumloses Hochmoorgebiet.
Die Wiesenbaude ist die größte und älteste Baude des Riesengebirges.
Der früheste Bau stammte aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, brannte ab, wurde neu errichtet und später mehrfach umgebaut und vergrößert. 1914 hatte die Baude bereits 100 Zimmer. Als mit dem Münchner Abkommen am 1. Oktober 1938 das tschechische Sudetenland an das Deutsche Reich fiel, zündete einen Tag später die tschechische Armee die Baude an, bevor sie das Sudetenland verließ. Sie wurde größer und schöner wiederaufgebaut und diente im 2. Weltkrieg als luxuriöses Ausbildungszentrum der Wehrmacht und Hitlerjugend. Nach Kriegsende wurde sie von der Tschechoslowakei weiter genutzt, unter anderem für Winteraufenthalte von Schulkindern. Schließlich ging sie in private Hand über und der Verfall ging weiter. Zwischen 2002 und 2004 musste sie aufgrund ihres schlechten Zustandes sogar geschlossen werden. Doch inzwischen erstrahlt sie wieder in neuem Glanz.
Vor der Baude befindet sich auch eine Wetterstation, innen werden auf einem Monitor die Wetterdaten angezeigt. Nur 6,3 Grad ist es, aber aufgrund des starken Windes, vor allem auf dem Kammweg, kam es mir wesentlich kälter vor. Etwas oberhalb der Wiesenbaude, im Großen Aupa-Hochmoor, entspringt das Weißwasser, auf Tschechisch "Weiße Elbe" (Bílé Labe) genannt.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen wandert unsere Gruppe den mit Blaustrich markierten Weg abwärts im Tal des Weißwassers
bis zur Weißwasserbaude (Bouda Bílé Labe).
Nach kurzer Einkehr geht es 2,5 Kilometer aufwärts durch den überaus malerischen Teufelsgrund (Čertův důl) bis zu einer ehemaligen Schmiede. Ein Lehrpfad erläutert die Besonderheiten dieser Schlucht.
Auf einem mit Gelbstrich markierten Weg kommen wir über die Josefsbaude (Josefova bouda) zu unserer Unterkunft zurück. Erst gegen 17:30 Uhr ist unsere anstrengende Tour beendet.

Dienstag, 10. September 2013

Montag, 26. August 2013

Unser erster Wandertag. Nach einem reichhaltigen Frühstück vom Buffet ab 7:30 Uhr - es gibt alles, was man sich nur wünschen kann, ob warm oder kalt - treffen wir uns ein paar Minuten vor 9 Uhr vor dem Haus. Kurze Lagebesprechung, dann gehen wir die Straße hoch, biegen aber nicht nach rechts in Richtung Spindlerbaude (Spindlerova bouda) ab, sondern laufen geradeaus weiter, bis wir auf den rot markierten Kammweg treffen. Schließlich geht es etwas bergab bis zu einer kleinen Einsattelung, die früher "Im Löchel" (Przeł. Dołek) hieß, mit 1178 Metern Höhe der niedrigste Abschnitt des Kammweges. Der Weg steigt erneut an, wir verlassen ihn nach links in Richtung Peterbaude (Petrova bouda). Von ihr stehen nur noch Reste, denn sie wurde in der Nacht auf den 1. August 2011 angezündet, der Täter nie gefasst.
Ein blau markierter Weg führt uns zum Vogelstein (Ptačí kámen), einem Felsensemble aus Granit, das die charakteristischen Merkmale der Matratzenverwitterung zeigt.
Von hier aus schweift der Blick gleich über mehrere unterhalb liegende Bauden.
Am linken Bildrand sehen wir die Bärengrundbaude (Medvědí bouda), in der Mitte das Haus Laura und rechts die Gebäude der Bradlerbaude (Brádlerovy boudy). Im Hintergrund der "Böhmische Kamm", der parallel zum Hauptkamm verläuft. Wir wandern durch den Wald hinab zur Bradlerbaude, kehren hier aber nicht ein, sondern steigen wieder bergan bis zur Martinsbaude (Martinova bouda). Im Inneren strahlt sie pure Gemütlichkeit aus.
Meine drei Heidelbeerknödel mit Zucker waren sehr lecker und überreichlich.
Nach unserer Mittagseinkehr steigen wir zur Bärengrundbaude (Medvědí bouda) ab
und wandern mit Blaustrich durch die Siebengründe (Sedmidolí) und deren Hochmoor - einige Abschnitte werden auf Bohlenstegen zurückgelegt - zurück auf die Straße, die uns in Kürze zur Erlebachbaude bringt. An unserem ersten Wandertag haben wir etwa 13 Kilometer zurückgelegt.

Samstag, 7. September 2013

Sonntag, 25. August 2013

Petrus meint es gut mit uns etwa zwei Dutzend begeisterten Wanderern. Schon bei der Abfahrt unseres tschechischen Busses von Leipzig um 10 Uhr scheint die Sonne. Heute ist wenig Verkehr auf der Autobahn und es geht flott voran. Bei Bautzen verlassen wir die A 4 und fahren über die Landstraße in Richtung Zittau. Links und rechts der Straße tauchen immer wieder abgemähte Getreidefelder mit großen Strohballen auf. So zeigt sich uns der Sommer noch einmal im goldenen Glanz. Kurz vor Zittau. Geduldig drehen die Rotoren der großen Windkraftanlagen ihre Kreise im Himmelsblau. Hier herrscht noch strahlender Sonnenschein, aber in den Höhenzügen vor uns zieht es sich bereits zu. Um 13:18 Uhr passieren wir die Grenze am Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Jetzt kommt die Sonne aus dem Dunst und den Wolken nicht mehr hervor. Wir fahren nur ganz wenige Kilometer durch Polen, "Dolny Śląsk" steht an einer kleinen Blechtafel, als wir die Grenze passieren. Das klingt vertraut, heißt es doch auf Deutsch nichts anderes als Niederschlesien. Doch schon kommt Tschechien. Kein erzwungener Halt, keine Kontrollen mehr - dank des Schengener Abkommens. Grabštejn, der erste Ort. Was für ein Name! Doch der Ort hieß früher Grafenstein nach der Burg gleichen Namens. Ein wahres Schatzkästlein, wie ich aus der Homepage der Burg sehe. Man kann sie auch besichtigen. Aber dafür haben wir keine Zeit, denn wir wollen nach Spindlermühle. Nach einer kurvigen, waldreichen Straße - es wird richtiggehend dunkel im Bus - kommen wir noch vor Reichenberg (Liberec) auf die neue vierspurige Schnellstraße. Rechts dominiert der markante pyramidenförmige Gipfel des Jeschken (Ještěd). Ich hätte erwartet, dass unser Busfahrer dann die Nationalstraße 14 von Reichenberg über Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou) und Tannwald (Tanvald) in Richtung Harrachsdorf (Harrachov) nimmt. Aber er fährt ganz anders, zuerst nach Süden bis Turnau (Turnov), von dort weiter nach Südosten über die N 35 bis Ktová um dort in eine kurvenreiche schmale Straße in Richtung Nordosten einzubiegen. Nach längerer Zeit erreichen wir Starkenbach (Jilemnice) an der Iser. Von dort ist es nicht mehr weit bis Hohenelbe (Vrchlabí). Jetzt immer im Tal der jungen Elbe entlang nach Spindlermühle (Špindlerův Mlýn). Nach einer kleinen Irrfahrt oberhalb des Ortes kommen wir schließlich um 16 Uhr an der Erlebachbaude (Erlebachova bouda) an. Sie ist unser Quartier für die kommende Woche.
Im ersten Moment bin ich ein wenig enttäuscht, denn es sieht aus, als ob wir in einer Baustelle übernachten würden. Doch der Schein trügt, im Inneren geht alles seinen gewohnten Gang und man bekommt von den Arbeiten nichts mit. Zukünftige Gäste werden später einmal einen großen Wellnessbereich dort vorfinden, wo heute der Rohbau noch in vollem Gange ist. Horst Herr, der Hauptvorsitzende des Riesengebirgsvereins, und Joachim Morgenstern, der Vorsitzende der RGV-Ortsgruppe Görlitz, warten schon auf uns. Sie werden uns in der kommenden Woche in zwei Gruppen bei den Wanderungen führen. Mein Zimmer liegt im 6. Stock auf der Rückseite des Gebäudes, ganz oben unterm Dach. Bis zum 5. Stockwerk gibt es einen Aufzug, die wenigen restlichen Stufen muss ich zu Fuß gehen. Ich schmeiße mich nach der langen Fahrt erst einmal auf's Bett und ruhe mich aus. Bis zum Abendessen um 18:30 Uhr ist noch genug Zeit, auch um sich zu duschen und neu einzukleiden. Unsere Gruppe hat Halbpension. Das Abendessen kann ich ohne Übertreibung als sehr gut und reichhaltig bezeichnen. Es gibt drei Gerichte zur Auswahl, darunter ein vegetarisches. Zuerst werden große Suppenterrinen auf die Tische gestellt, dann folgt der gewählte Hauptgang und den Abschluss bildet noch das Dessert, meist ein Stück Kuchen. Die Getränkeauswahl ist recht groß, und das bei günstigeren Preisen als in Deutschland.

Warum dieser Blog?

Meine Mutter stammte aus einem Dorf, nicht weit von Hirschberg im Riesengebirge. Sie wurde, wie Millionen andere Deutsche, nach dem 2. Weltkrieg vertrieben. Sie akzeptierte es einfach als eine Tatsache und war in keiner Weise den neuen Bewohnern feindlich gesinnt. Die Polen, die dorthin umgesiedelt wurden, waren selbst zum großen Teil Vertriebene aus einem Teil Ostpolens, der an die Sowjetunion fiel. Im Prinzip teilten sie ein ähnliches Schicksal. Als in den 1970er Jahren Reisen in die "alte Heimat" auch für die Menschen in der Bundesrepublik wieder möglich wurden, besuchte meine Mutter mehrfach ihr Heimatdorf. Zwei mal hatte ich das Glück, sie dabei begleiten zu können. Damals habe ich auch etwas vom Riesengebirge kennengelernt. Das liegt jetzt schon über 35 Jahre zurück. Vor einigen Monaten erwachte mein Interesse am Riesengebirge auf's Neue. Ich wollte dort noch einmal eine Woche lang wandern. Meine Frau konnte ich dafür nicht begeistern. Alleine zu wandern macht keine Freude und ist bisweilen auch nicht ganz ungefährlich. Schließlich erinnerte ich mich an den Riesengebirgsverein, in dem meine Mutter Mitglied gewesen war. Dank des Internets war der Kontakt schnell hergestellt. Ich erfuhr, dass die Ortsgruppe Leipzig eine Wanderwoche im Riesengebirge durchführt. Hans-Joachim Hörenz, ihr Vorsitzender, ließ mich freundlicherweise als Gast daran teilnehmen. Über meine Erlebnisse möchte ich im Folgenden erzählen. Noch ein Hinweis zur Schreibweise geographischer Namen. Ich benutze an erster Stelle die mir geläufige deutsche Bezeichnung. In Klammern folgt dann der heutige polnische oder tschechische Name. Bisweilen gebe ich die Bezeichnung auch in beiden Sprachen an.