Samstag, 5. Oktober 2013

Montag, 2. September

Das Wetter ist heute nicht besonders, aber da wir auf der Rückfahrt ohnehin im Bus sitzen, macht dies nichts aus. Unser Busfahrer, derselbe, den wir auch auf der Hinfahrt von Leipzig hatten, möchte wohl über die Staatsstraße 14 nach Gablonz an der Iser (Jablonec nad Jizerou) und Reichenberg (Liberec) fahren, doch eine rote Baustellenampel, die uns auch nach langer Wartezeit den Weg partout nicht freigeben will, zwingt ihn, auf eine kurvenreiche Nebenstrecke auszuweichen. Ich fühle mich sehr an die Hinfahrt erinnert.

Sonntag, 1. September 2013

Endlich ein Ruhetag! Aber nur für mich, denn die Gruppe geht wandern, während ich mich von den beiden vorangegangenen anstrengenden Tagen ausruhen möchte. Am frühen Nachmittag steige ich aber dann doch noch einmal zur Spindlerbaude (Špindlerova bouda) auf, um einige Fotos zu machen.

Samstag, 31. August 2013

Eines der vielen historischen Fotos in der Wiesenbaude (Luční bouda) zeigt eine Frau bei der Elbequelle (Pramen Labe). Etwas förmlich steht sie mit Hut und Wanderstock an der kreisrunden Einfassung und wir können annehmen, dass sie, der Mode um das Jahr 1900 gemäß, unter ihrer Kleidung ein Korsett trägt. Damals gab es sicher noch keine Seilbahn auf den Reifträger (Szrenica) und ich wundere mich, wie es die Frau mit ihrer beengenden Kleidung auf diese Höhe geschafft hatte. Und heute? Da bekommt man Wanderschuhe mit einer Membran, die Feuchtigkeit von innen durchläßt, aber keine Nässe hinein, Softshells als superleichte und dennoch wind- und regendichte Oberteile und Wander- oder Nordic-Walking-Stöcke aus Carbonfaser. Eines aber galt schon immer: Die Quellen großer Flüsse, der Lebensadern jedes Landes, besitzen Symbolcharakter. Auch wir wollen zur Elbequelle und steigen deshalb wieder auf den Riesengebirgskamm. Wir wandern ihn in westlicher Richtung. Nach einigen Kilometern kommen die Mädelsteine (cz. Dívčí kameny/p. Śląskie Kamienie) in Sicht.
Es handelt sich hier um Granitblöcke mit ihrer typischen Wollsack- und Matratzenverwitterung.
Wir legen eine kleine Rast ein.
Wo die Mädchen sind, ist in der Regel auch das männliche Geschlecht nicht fern und in der Tat erscheinen ein wenig später links am Weg die Mannsteine (cz. Mužské kameny/p. Czeskie Kamienie).
Vor uns liegt das Hohe Rad (cz. Vysoké Kolo).
Dieser Berg ist - wie die Kleine Sturmhaube - mit flechtenbewachsenen Granitblöcken übersät. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass ihn die Polen fälschlicherweise "Große Sturmhaube" (Wielki Szyszak) nennen, während die frühere schlesische "Große Sturmhaube" ein klein wenig weiter östlich oberhalb der Schwarzen Agnetendorfer Schneegrube (Czarny Kocioł Jagniątkowski) liegt und auf polnisch "Śmielec" heißt. Bis zum Jahr 2009 konnte man den Gipfel des Hohen Rades besteigen, dann wurde er aus Naturschutzgründen gesperrt. So umgehen wir ihn an der Nordflanke,
immer die ehemalige Schneegrubenbaude (p. Schronisko nad Śnieżnymi Kotłami) mit ihrem charakteristischen Turm im Blick,
die seit 1960 eine polnischen Fernsehsendeanlage beherbergt und nicht zugänglich ist. Schließlich genießen wir eine wunderbare Aussicht in die Gletscherkare der Schneegruben (p. Śnieżne Kotły).
Wie zwei Pfützen sehen von hier oben die Kochelteiche aus.
Neben der ehemaligen Schneegrubenbaude, von den Polen wegen des Aussehens auch "Wawel" genannt nach der Ähnlichkeit mit der Krakauer Burg, rasten wir.
Noch ein kleines Stück weiter und wir gehen an der Veilchenspitze (cz. Violík/p. Łabski Szczyt) vorbei.
Ein dort wachsendes Moos soll im Frühjahr einen starken Veilchenduft ausströmen. Hier sind wahre Menschenmassen auf dem Kammweg unterwegs. Schließlich führt ein gelb markierter Weg nach links zur Elbequelle. Von der Abzweigung aus hat man einen sehr schönen Blick auf den Reifträger mit der Reifträgerbaude (Schronisko Szrenica).
Über uns ein Wolkenspiel von seltener Schönheit.
Nach einem kurzen Spaziergang befinden wir uns an der Quellfassung.
Der Besucherandrang ist ähnlich stark wie auf der Schneekoppe. Die meisten Menschen sind wohl mit dem Lift vom polnischen Schreiberhau (Szklarska Poręba) auf den Reifträger gefahren und die wenigen Kilometer ohne nennenswerten Höhenunterschied bis hierher gelaufen. 28 Städte an der Elbe, 14 tschechische und 14 deutsche, sind hier mit ihren Wappen verewigt.
Nun folgt nur noch ein kurzer, nicht sehr steiler Abstieg bis zur Elbfallbaude (Labska bouda).
Der häßliche Betonklotz wurde 1975 eröffnet und ersetzt ein Gebäude, das im Jahr 1965 abbrannte.
Sehr glücklich scheint man heute nicht mehr damit zu sein, denn der Bau verfällt zusehends. Wir suchen zuerst das Restaurant auf, aber nachdem längere Zeit keine Bedienung erscheint, verköstigen wir uns schließlich im Selbstbedienungsbuffet. Ich gönne mir eine lange scharfe Wurst. Sie ist so scharf, dass der Senf im Vergleich dagegen geradezu milde schmeckt. Nach unserem Mahl brechen wir zu einem kurzen Abstecher an den Aussichtspunkt über dem 45 Meter hohen Elbfall auf.
Danach geht es, zuerst in Serpentinen, später geradlinig, mit Blaustrich in den Elbgrund (Labský důl) hinunter.
Den Weg ließ Graf Harrach im Jahr 1879 anlegen. Mehrere Bäche, darunter der Pudelgrundbach (Pudlava),
fließen den Hang hinab und münden in den "Elbseifen", wie der Bach bis zum Zusammenfluss mit dem Weißwasser an der Jägerhütte (Myslivna) in Spindlermühle heißt. 4 Kilometer führt der Weg recht mühsam über Steine, bis er ein Teersträßchen erreicht. Nicht weit entfernt von der Jägerhütte haben fleißige Hände neben dem Flussbett unzählige "Steinmandeln" aufgetürmt.
Das soll Glück bringen. "Rübezahls Kinder" scheint mir für diese vergänglichen Kunstwerke – das nächste Hochwasser spült sie mit fort – der passende Name. Wir kehren schließlich in der Jägerhütte ein.
Zahlreiche Wildtierfelle "schmücken" die Wände. Das Preisniveau in diesem Restaurant ist für tschechische Verhältnisse recht hoch. 50 Kronen kostet ein halber Liter Bier, aber viel mehr als 2 Euro zahle ich in meiner oberfränkischen Heimat auch nicht dafür. Andere Getränke und das Essen sind ähnlich hochpreisig. Den Ort zu besuchen lohnt aber, entsteht doch hier die Elbe aus dem Zusammenfluss von Elbseifen und dem längeren und wasserreicheren Weißwasser. Als wir das Lokal verlassen, beginnt es leicht zu regnen. Doch wir haben es nicht mehr weit bis zu unserer Bushaltestelle. Nach diesem schönen aber anstrengenden Tag – vor allem der Abstieg durch den Elbgrund hatte es in sich – erreichen wir kurz vor 17 Uhr wieder unser Quartier.