Mittwoch, 11. September 2013

Dienstag, 27. August 2013

Der heutige Tag begann sehr schön, doch seit 8 Uhr treiben Wolkenmassen den Kamm hinab. "Das Riesengebirge ist ein Mittelgebirge mit dem Charakter eines Hochgebirges", sagte Joachim Morgenstern, der Führer unserer Gruppe. Wenn ich sehe, wie schnell sich hier das Wetter ändern kann, glaube ich das gerne. Unsere Gruppe, die kleinere und leistungsfähigere, wird den Kammweg nach Osten gehen. Wir steigen zuerst den kurzen Weg zur Spindlerbaude auf und gehen nach rechts, stetig an Höhe gewinnend.
Wo die Teerstraße oberhalb der Spindlerbaude nach links zur polnischen Baude Schronisko Odrodzenie abzweigt, verlassen wir sie und beginnen unseren langen steilen Aufstieg über einen sehr steinigen Weg. Doch schließlich ist es geschafft und wir können ein wenig verschnaufen. Rechts oberhalb von uns liegt der Gipfel der Kleinen Sturmhaube (cz. Malý Šišák/p. Mały Szyszak), er darf aus Gründen des Naturschutzes nicht mehr betreten werden.
Nach etwa 2,5 km erreichen wir den Mittagstein (cz. Polední kámen/p. Słonecznik).
Das imposante Felsgebilde aus Granit ist schon von weitem sichtbar. Hier steht auch die "Körber-Bank", die im Jahr 1906 zum 25-jährigen Jubiläum der RGV-Ortsgruppe Breslau errichtet wurde.
Eigentlich ein idealer Rastplatz, doch heute ist es sehr windig und so verweilen wir nicht lange. Kurze Zeit später sehen wir tief unter uns den Großen Teich (Wielki Staw), einen Karsee, doch heute präsentiert er sich eher grau und nicht so tiefblau wie bei strahlendem Sonnenschein. Oberhalb des Großen Teiches stand auch die Prinz-Heinrich-Baude, die 1888/89 erbaut wurde. Für ihre Zeit war sie sehr modern ausgestattet. 1946 brannte sie ab, nur ein paar Mauerreste und eine Tafel in polnischer Sprache künden noch von ihr. Nicht lange danach erscheint unten der Kleine Teich (Mały Staw), ein weiterer Karsee, mit der Kleinen Teichbaude (Schronisko Samotnia). Beide Seen tragen auch die poetische Bezeichnung "Augen des Riesengebirges". Doch Rübezahl, der Herr des Riesengebirges, verbirgt den Kleinen Teich heute hinter Nebelschwaden und gestattet uns nur für kurze Zeit einen Blick.
Einen knappen Kilometer weiter zweigt nach rechts ein gelb markierter Weg zur Wiesenbaude (Luční bouda) ab, weiter geradeaus dagegen würden wir in Kürze zur Schneekoppe kommen. Heute können wir sie nicht einmal sehen. Wir laufen deshalb lieber den kurzen Weg zur Wiesenbaude, mitten durch die Weiße Wiese, ein baumloses Hochmoorgebiet.
Die Wiesenbaude ist die größte und älteste Baude des Riesengebirges.
Der früheste Bau stammte aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, brannte ab, wurde neu errichtet und später mehrfach umgebaut und vergrößert. 1914 hatte die Baude bereits 100 Zimmer. Als mit dem Münchner Abkommen am 1. Oktober 1938 das tschechische Sudetenland an das Deutsche Reich fiel, zündete einen Tag später die tschechische Armee die Baude an, bevor sie das Sudetenland verließ. Sie wurde größer und schöner wiederaufgebaut und diente im 2. Weltkrieg als luxuriöses Ausbildungszentrum der Wehrmacht und Hitlerjugend. Nach Kriegsende wurde sie von der Tschechoslowakei weiter genutzt, unter anderem für Winteraufenthalte von Schulkindern. Schließlich ging sie in private Hand über und der Verfall ging weiter. Zwischen 2002 und 2004 musste sie aufgrund ihres schlechten Zustandes sogar geschlossen werden. Doch inzwischen erstrahlt sie wieder in neuem Glanz.
Vor der Baude befindet sich auch eine Wetterstation, innen werden auf einem Monitor die Wetterdaten angezeigt. Nur 6,3 Grad ist es, aber aufgrund des starken Windes, vor allem auf dem Kammweg, kam es mir wesentlich kälter vor. Etwas oberhalb der Wiesenbaude, im Großen Aupa-Hochmoor, entspringt das Weißwasser, auf Tschechisch "Weiße Elbe" (Bílé Labe) genannt.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen wandert unsere Gruppe den mit Blaustrich markierten Weg abwärts im Tal des Weißwassers
bis zur Weißwasserbaude (Bouda Bílé Labe).
Nach kurzer Einkehr geht es 2,5 Kilometer aufwärts durch den überaus malerischen Teufelsgrund (Čertův důl) bis zu einer ehemaligen Schmiede. Ein Lehrpfad erläutert die Besonderheiten dieser Schlucht.
Auf einem mit Gelbstrich markierten Weg kommen wir über die Josefsbaude (Josefova bouda) zu unserer Unterkunft zurück. Erst gegen 17:30 Uhr ist unsere anstrengende Tour beendet.