Samstag, 7. September 2013
Sonntag, 25. August 2013
Petrus meint es gut mit uns etwa zwei Dutzend begeisterten Wanderern. Schon bei der Abfahrt unseres tschechischen Busses von Leipzig um 10 Uhr scheint die Sonne. Heute ist wenig Verkehr auf der Autobahn und es geht flott voran. Bei Bautzen verlassen wir die A 4 und fahren über die Landstraße in Richtung Zittau. Links und rechts der Straße tauchen immer wieder abgemähte Getreidefelder mit großen Strohballen auf. So zeigt sich uns der Sommer noch einmal im goldenen Glanz. Kurz vor Zittau. Geduldig drehen die Rotoren der großen Windkraftanlagen ihre Kreise im Himmelsblau. Hier herrscht noch strahlender Sonnenschein, aber in den Höhenzügen vor uns zieht es sich bereits zu.
Um 13:18 Uhr passieren wir die Grenze am Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Jetzt kommt die Sonne aus dem Dunst und den Wolken nicht mehr hervor. Wir fahren nur ganz wenige Kilometer durch Polen, "Dolny Śląsk" steht an einer kleinen Blechtafel, als wir die Grenze passieren. Das klingt vertraut, heißt es doch auf Deutsch nichts anderes als Niederschlesien. Doch schon kommt Tschechien. Kein erzwungener Halt, keine Kontrollen mehr - dank des Schengener Abkommens.
Grabštejn, der erste Ort. Was für ein Name! Doch der Ort hieß früher Grafenstein nach der Burg gleichen Namens. Ein wahres Schatzkästlein, wie ich aus der Homepage der Burg sehe. Man kann sie auch besichtigen. Aber dafür haben wir keine Zeit, denn wir wollen nach Spindlermühle.
Nach einer kurvigen, waldreichen Straße - es wird richtiggehend dunkel im Bus - kommen wir noch vor Reichenberg (Liberec) auf die neue vierspurige Schnellstraße. Rechts dominiert der markante pyramidenförmige Gipfel des Jeschken (Ještěd). Ich hätte erwartet, dass unser Busfahrer dann die Nationalstraße 14 von Reichenberg über Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou) und Tannwald (Tanvald) in Richtung Harrachsdorf (Harrachov) nimmt. Aber er fährt ganz anders, zuerst nach Süden bis Turnau (Turnov), von dort weiter nach Südosten über die N 35 bis Ktová um dort in eine kurvenreiche schmale Straße in Richtung Nordosten einzubiegen. Nach längerer Zeit erreichen wir Starkenbach (Jilemnice) an der Iser. Von dort ist es nicht mehr weit bis Hohenelbe (Vrchlabí). Jetzt immer im Tal der jungen Elbe entlang nach Spindlermühle (Špindlerův Mlýn).
Nach einer kleinen Irrfahrt oberhalb des Ortes kommen wir schließlich um 16 Uhr an der Erlebachbaude (Erlebachova bouda) an. Sie ist unser Quartier für die kommende Woche.
Im ersten Moment bin ich ein wenig enttäuscht, denn es sieht aus, als ob wir in einer Baustelle übernachten würden. Doch der Schein trügt, im Inneren geht alles seinen gewohnten Gang und man bekommt von den Arbeiten nichts mit. Zukünftige Gäste werden später einmal einen großen Wellnessbereich dort vorfinden, wo heute der Rohbau noch in vollem Gange ist.
Horst Herr, der Hauptvorsitzende des Riesengebirgsvereins, und Joachim Morgenstern, der Vorsitzende der RGV-Ortsgruppe Görlitz, warten schon auf uns. Sie werden uns in der kommenden Woche in zwei Gruppen bei den Wanderungen führen.
Mein Zimmer liegt im 6. Stock auf der Rückseite des Gebäudes, ganz oben unterm Dach. Bis zum 5. Stockwerk gibt es einen Aufzug, die wenigen restlichen Stufen muss ich zu Fuß gehen. Ich schmeiße mich nach der langen Fahrt erst einmal auf's Bett und ruhe mich aus. Bis zum Abendessen um 18:30 Uhr ist noch genug Zeit, auch um sich zu duschen und neu einzukleiden.
Unsere Gruppe hat Halbpension. Das Abendessen kann ich ohne Übertreibung als sehr gut und reichhaltig bezeichnen. Es gibt drei Gerichte zur Auswahl, darunter ein vegetarisches. Zuerst werden große Suppenterrinen auf die Tische gestellt, dann folgt der gewählte Hauptgang und den Abschluss bildet noch das Dessert, meist ein Stück Kuchen. Die Getränkeauswahl ist recht groß, und das bei günstigeren Preisen als in Deutschland.